Wissenschaftsrat

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK

Neue Themen der Wirtschafts- und Gesundheitsforschung für Leibniz | Zwei Aufnahmeanträge und eine strategische Erweiterung positiv bewertet

Ausgabe 03 | 2019
Datum 28.01.2019

Der Wissenschaftsrat hat sich für die Aufnahme des Deutschen Resilienz Zentrums (DRZ), Mainz, sowie des LOEWE Zentrums Sustainable Architecture for Finance in Europe (SAFE), Frankfurt/M., in die Leibniz-Gemeinschaft ausgesprochen. Außerdem hat er den Antrag des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle/S. (IWH) auf strategische Erweiterung positiv bewertet. Ein Konzept zur Etablierung eines übergreifenden Netzwerks in der Finanzmarktforschung in Deutschland, das sukzessive außeruniversitäre Wirtschaftsforschungsinstitute und Einrichtungen an Hochschulen einschließen soll, wurde vom Wissenschaftsrat begrüßt.

Damit werden die wirtschaftswissenschaftliche und die gesundheitswissenschaftliche Forschung in der Leibniz-Gemeinschaft nachhaltig ergänzt und gestärkt. Den Antrag des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) auf Erweiterung um eine neue Abteilung Macro Finance und drei weitere Themenschwerpunkte – ebenfalls ein Beitrag zur Finanzmarktforschung – hat der Wissenschaftsrat hingegen als nicht hin­reichend bewertet. Die Entscheidung über die Aufnahme der Institute und Erweiterungs­vorhaben in die gemeinsame Förderung liegt nun bei der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK).

Zu den Stellungnahmen im Einzelnen:

Das Deutsche Resilienz Zentrum (DRZ), Mainz, geht mit der Erforschung der Resilienz, also der „seelischen Widerstandskraft“, einer gesellschaftlich hochrelevanten Thematik nach. Stresserleben etwa infolge von Verdichtung und Beschleunigung der Arbeits­prozesse nimmt zu und damit wahrscheinlich auch das Risiko stressassoziierter Erkrankungen. Im Unterschied zu den krankheitsbezogenen Ansätzen, die an zahlreichen anderen Standorten verfolgt werden, erforscht das DRZ neurowissenschaftliche und psychologische Resilienzmechanismen unter einer ausdrücklich gesundheitsorientierten Perspektive. „Die Forschungsansätze des DRZ sind innovativ und überzeugend.
Die Arbeiten haben wesentlich zu einer inhaltlichen und vor allem einer methodischen Positionsbestimmung dieses neuen Forschungsfeldes beigetragen“, unterstreicht die Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Martina Brockmeier. Allerdings liegt noch eine anspruchsvolle Wegstrecke vor dem DRZ, um die notwendige enge Vernetzung der Forschungs­bereiche so umzusetzen, dass die selbst gesteckten Ziele in den nächsten Jahren erreicht werden können. Den Antrag auf Aufnahme des DRZ in die gemeinsame Förderung von Bund und Ländern bewertet der Wissenschaftsrat insgesamt als „sehr gut“.

Hintergrundinformation zum Deutschen Resilienz Zentrum, Mainz

Mit dem LOEWE Center Sustainable Architecture for Finance in Europe (SAFE), Frankfurt/M., würden die außeruniversitären Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland Zuwachs von einer Einrichtung erhalten, die in der Finanzmarktforschung ein Alleinstellungsmerkmal besitzt. Bereits heute gilt SAFE in Deutschland wie auch international als ein unverzichtbarer Partner auf diesem Forschungsgebiet. Neben den Forschungs- und Transferleistungen hat der Wissenschaftsrat den interdisziplinären wissenschaftlichen Ansatz des SAFE hervorgehoben, der insbesondere die Wirtschafts- und Rechtswissenschaften für die Analyse des Finanzmarktgeschehens innovativ zusammenführt. „Mit diesem Ansatz und der Konzentration auf Finanzmärkte ist das SAFE auch der ideale Knotenpunkt für das parallel geplante Netzwerk zu Herausforderungen für die europäische Geld- und Finanzordnung“, so Brockmeier. Darüber hinaus begrüßt der Wissenschaftsrat Planungen, die auch nach dem Eintritt des SAFE in die Leibniz-Gemeinschaft eine sehr enge Verflechtung mit der Goethe-Universität in Frankfurt/M. vorsehen. Den Antrag auf Aufnahme des SAFE in die gemeinsame Förderung von Bund und Ländern bewertet der Wissenschaftsrat insgesamt als „exzellent“.

Hintergrundinformation zum LOEWE Center Sustainable Architecture for Finance in Europe (SAFE), Frankfurt/M.

Mit der neu beantragten Abteilung Laws, Regulations and Factor Markets kann das
Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle/S. (IWH) nach Einschätzung des Wissenschaftsrats eine Forschungslücke in der deutschen Finanzmarktforschung besetzen und auf diesem Gebiet ein Alleinstellungsmerkmal entwickeln. „Das IWH“, konstatiert Brockmeier, „besitzt sehr gute Voraussetzungen für den neuen Forschungs­bereich und hat überzeugende Vorarbeiten vorgelegt“. Als Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit der neuen Abteilung hat der Wissenschaftsrat unter anderem die Gewinnung einer anerkannten und an Finanzmarktfragen interessierten Rechtswissenschaftlerin bzw. eines Rechtswissenschaftlers benannt. Außerdem hat er Empfehlungen für die Ausgestaltung von Forschungsgruppen gegeben, die im Rahmen der Erweiterung eingerichtet werden sollen. Den Antrag auf strategische Erweiterung des IWH bewertet der Wissenschaftsrat insgesamt als „sehr gut“.

Hintergrundinformation zum Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle / S. (IWH)

Im Rahmen einer strategischen Erweiterung beabsichtigt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Berlin, eine neue Abteilung Macro Finance sowie drei abteilungsübergreifende Themenschwerpunkte – Household Finance, Green Finance und Digitalisierung – einzurichten, um die Finanzmarktforschung am Institut zu stärken. Zwar bescheinigt der Wissenschaftsrat der geplanten Abteilung Macro Finance und dem Themenschwerpunkt Household Finance aufgrund einschlägiger Vorarbeiten und vielversprechender Vernetzungsmöglichkeiten das Potenzial, das Forschungsprogramm des DIW um wichtige Aspekte zu ergänzen. Die Themenschwer­punkte Green Finance und Digitalisierung können jedoch in ihrer jetzigen Konzeption nicht überzeugen. „Das DIW sollte auch diese wissenschaftlich, politisch und gesellschaftlich relevanten Themen weiter verfolgen“, so Brockmeier, „dabei aber seine sehr guten Grundvoraussetzungen besser nutzen und die Bezüge zur Finanzmarktforschung deutlicher herausarbeiten“. Insgesamt kommt der Wissenschaftsrat zu dem Ergebnis, dass der Antrag auf eine strategische Erweiterung des DIW Berlin als „nicht hinreichend“ zu bewerten ist.

Hintergrundinformation zum Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Berlin

Der Anstoß zu den vier Begutachtungsverfahren ging von der GWK aus. Sie hat den Wissenschaftsrat im Oktober 2017 gebeten, das DRZ und das SAFE daraufhin zu begutachten, ob sie den Anforderungen für eine Neuaufnahme in die Leibniz-Gemein­schaft genügen. Zudem sollte er zu den angestrebten strategischen Erweiterungen des IWH und des DIW Stellung nehmen. Geprüft werden sollten in allen vier Fällen die wissenschaftliche Qualität der Einrichtungen bzw. der Erweiterungsmaßnahmen, ihre überregionale Bedeutung und ihre strukturelle Relevanz für das deutsche Wissenschaftssystem insgesamt. Im Ergebnis sollten die vier Anträge priorisiert werden; hierfür stand dem Wissenschaftsrat eine Skala von „exzellent“ über „sehr gut“ und „gut“ bis „nicht hinreichend“ zur Verfügung. Für seine Empfehlungen sollte der Wissenschaftsrat überdies die jeweiligen Stellungnahmen der Leibniz-Gemeinschaft berücksichtigen, die aufgefordert war, den strategischen Nutzen der Einrichtungen bzw. der Erweiterungen für die Leibniz-Gemeinschaft und deren institutionelle Passfähigkeit zu beurteilen. Ebenfalls auf Bitten der GWK hat der Wissenschaftsrat im Rahmen der Stellungnahmen zum SAFE sowie zu den Erweiterungsvorhaben des IWH und des DIW die Bewertung eines Netzwerkkonzepts zur Finanzmarktforschung in Deutschland vorgenommen.