Wissenschaftsrat

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Stärkung der Biodiversitäts- und Werkstoffforschung in der Leibniz-Gemeinschaft | Sehr gute Bewertungen für einen Aufnahmeantrag und eine strategische Erweiterung

Ausgabe 05 | 2020
Datum 03.02.2020

Mit dem Gesamtvotum „sehr gut“ hat der Wissenschaftsrat das Erweiterungsvorhaben des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere (ZFMK) in Bonn bewertet. Dieses Vorhaben sieht eine Zusammenführung mit dem Centrum für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg vor. Gemeinsam wollen beide Einrichtungen künftig das neue Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) bilden, das in Bonn und Hamburg angesiedelt sein soll. Ebenfalls als „sehr gut“ beurteilte er den Antrag des Instituts für Verbundwerkstoffe (IVW) in Kaiserslautern auf Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft. Damit sind wichtige Voraussetzungen geschaffen, um die Biodiversitätsforschung sowie die Forschung und Entwicklung im Bereich neuer Werkstoffe in der Leibniz-Gemeinschaft weiter zu stärken. Auch das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart (SMNS) hat einen Antrag auf Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft gestellt. Dieser erhielt das Gesamtvotum „gut“. Die Entscheidung über die Aufnahme der beiden Institute und die Erweiterung des ZFMK liegt nun bei der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK). Zu den Stellungnahmen im Einzelnen:

Neuartige Werkstoffe und ihre industriellen Anwendungsmöglichkeiten erforscht das Institut für Verbundwerkstoffe (IVW) in Kaiserslautern. Das Institut bearbeitet die gesamte Prozesskette von der Materialforschung und -entwicklung bis hin zu Fertigungs- und Recyclingverfahren. Diese Arbeiten werden in enger Zusammenarbeit der drei Fachgebiete Werkstoffwissenschaft, Bauteilentwicklung und Verarbeitungstechnik durchgeführt. Dabei verbindet das Institut erfolgreich grundlagen- und anwendungs-orientierte Fragestellungen mit dem Transfer in die Industrie. Das IVW ist als leistungsstarke Forschungseinrichtung in ein Netzwerk von Industriepartnern unterschiedlicher Branchen eingebunden, zu denen der Automobilbau, das Baugewerbe, der Energiesektor, die Luft- und Raumfahrt, der Maschinenbau und die Medizintechnik gehören. Der Wissenschaftsrat begrüßt den geplanten weiteren Ausbau der Grundlagenforschung und ist davon überzeugt, dass das IVW wichtige Beiträge zur Weiterentwicklung der Verbundwerkstoffe als einer Schlüsseltechnologie und einem hoch relevanten Forschungs- und Technologiebereich leisten wird.

Hintergrundinformation zum Institut für Verbundwerkstoffe (IVW), Kaiserslautern

Überzeugt hat den Wissenschaftsrat auch das wissenschaftliche Konzept des geplanten Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB). Gerade angesichts des Klimawandels ist die Frage nach den Ursachen für den Biodiversitätswandel und der Entwicklung von Handlungsstrategien hochaktuell und von großer gesellschaftlicher Bedeutung. Mit dem Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere (ZFMK) und dem Centrum für Naturkunde Hamburg könnten zwei forschungsstarke Partner zusammenkommen, deren wertvolle zoologische Sammlungen einander ideal ergänzen. Da in Deutschland und international an vielen Stellen zur Biodiversität geforscht wird, empfiehlt der Wissenschaftsrat den beiden Partnereinrichtungen, das Profil des geplanten gemeinsamen Instituts weiter zu schärfen und eng mit anderen Forschungseinrichtungen zusammen zu arbeiten. Für den Hamburger Standort des LIB hat das Land einen Neubau in Aussicht gestellt. „Der Wissenschaftsrat begrüßt dieses Bauvorhaben ausdrücklich. Er hat in der Vergangenheit bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass die zoologischen Sammlungen Hamburgs völlig unzureichend untergebracht sind und dies zu schweren Schäden und Verlusten an den Sammlungsbeständen führen kann, wenn hier nicht für Abhilfe gesorgt wird“, so die scheidende Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Martina Brockmeier.

Hintergrundinformation zum Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig - Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere (ZFMK) und dem Centrum für Naturkunde Hamburg

Ebenfalls der Biodiversitätsforschung widmet sich das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart (SMNS). Es verknüpft Erkenntnisse aus der Paläobiologie mit gegenwartsbezogenen biologischen Forschungsergebnissen und trägt damit zu einem Verständnis der fossilen Lebensräume sowie der Entstehung und Bedeutung der Bio­diver­sität bei. Das SMNS verfügt über wertvolle, teilweise einzigartige Sammlungen, die von großer Bedeutung für die systematische Erforschung der Biodiversität sind. Allerdings wird das darin liegende Forschungspotenzial bisher noch nicht ausgeschöpft. Um sich noch stärker als Forschungsmuseum zu profilieren, sollte das SMNS sein Forschungsprogramm weiterentwickeln und seine Forschungsaktivitäten weiter ausbauen. Dabei sollte es noch enger mit Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen des In- und Auslandes zusammenarbeiten.

Hintergrundinformation zum Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart (SMNS)

Der Anstoß zu den drei Begutachtungsverfahren ging von der GWK aus. Sie hat den Wissenschaftsrat im Oktober 2018 gebeten, das IVW und das SMNS daraufhin zu begutachten, ob sie den Anforderungen für eine Neuaufnahme in die Leibniz-Gemein­schaft genügen. Zudem sollte er zu der angestrebten strategischen Erweiterung des ZFMK Stellung nehmen. Geprüft werden sollten in allen drei Fällen die wissenschaftliche Qualität der Einrichtungen bzw. der Erweiterungsmaßnahme, ihre überregionale Bedeutung und ihre strukturelle Relevanz für das deutsche Wissenschaftssystem ins­gesamt. Im Ergebnis sollten die drei Anträge priorisiert werden; hierfür stand dem Wissen­schaftsrat eine Skala von „exzellent“ über „sehr gut“ und „gut“ bis „nicht hinreichend“ zur Verfügung. Für seine Empfehlungen sollte der Wissenschaftsrat überdies die jeweiligen Stellungnahmen der Leibniz-Gemeinschaft berücksichtigen, die aufgefordert war, den strategischen Nutzen der Einrichtungen bzw. der Erweiterungen für die Leibniz-Gemeinschaft und deren institutionelle Passfähigkeit zu beurteilen.