Wissenschaftsrat

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Ergebnisse der Frühjahrssitzungen des Wissenschaftsrats (21.–23. April 2021)

Kunst- und Musikhochschulen und Institutes for Advanced Studies: Besondere Orte im deutschen Wissenschaftssystem

Ausgabe 07 | 2021
Datum 26.04.2021

Auf seinen Frühjahrssitzungen 2021 hat sich der Wissenschaftsrat mit den Besonderheiten der Kunst- und Musikhochschulen befasst und Empfehlungen zur Weiterentwicklung der dortigen postgradualen Phase verabschiedet. Des Weiteren hat das wissenschaftspolitische Beratungsgremium von Bund und Ländern Empfehlungen zu Entwicklungsperspektiven der Institutes for Advanced Studies (IAS) in Deutschland beschlossen. Darüber hinaus wurden eine Stellungnahme zum Institute for Advanced Sustainability Studies e. V. (IASS) und Empfehlungen zur Förderung neuer Forschungsbauten (2022) verabschiedet. Außerdem hat der Wissenschaftsrat Reakkreditierungen nichtstaatlicher Hochschulen behandelt.

Zu den Sitzungsergebnissen im Einzelnen:

Bessere Bedingungen für große Talente | Wissenschaftsrat empfiehlt Weiterentwicklung der postgradualen Phase an Kunst- und Musikhochschulen

Die deutschen Kunst- und Musikhochschulen bilden die Stars von morgen aus, sind in den Wissenschaften profiliert und erbringen wichtige Leistungen für den Kunst- und Kulturbetrieb. Auch nach dem eigentlichen Studienabschluss bieten sie ihren Absolventinnen und Absolventen Möglichkeiten zur künstlerischen und wissenschaftlichen Weiterentwicklung. Sie stehen dabei in einer Spannung zwischen bewährten Traditionen und vielfältigen, dynamischen Entwicklungen, die international geprägt sind und teils kontrovers diskutiert werden. Der Wissenschaftsrat geht bei seinen Empfehlungen von den Besonderheiten der Kunst- und Musikhochschulen und den Funktionen der postgradualen Phase aus. Diese Phase sollte nicht nur den Graduierten nutzen, sondern auch Künste und Wissenschaften sowie die Hochschulen voranbringen. „Zunächst einmal ist das Leistungsniveau einer Kunst- oder Musikhochschule nicht davon ab­hängig, ob sie auch eine postgraduale Studienphase anbietet. Wenn sie es tut, sollte es zu ihrem Profil passen und entsprechende Ressourcen dafür eingesetzt werden,“ so Dorothea Wagner, Vorsitzende des Wissenschaftsrats. Der Wissenschaftsrat appelliert an die Länder, die Kunst- und Musikhochschulen beim Aufbau entsprechender Strukturen zu unterstützen. Das ist ein Beitrag zur Stärkung des gesamten Kunst- und Kultursektors, der durch die Corona-Pandemie schwer getroffen wurde.

Institutes for Advanced Studies (IAS) in Deutschland – Orte für Freiräume in einem dynamischen Wissenschaftssystem | Wissenschaftsrat empfiehlt Fokussierung der Aktivitäten, noch mehr Diversität in der Fellow-Auswahl und eine stärkere europäische Verankerung

Die heutige Landschaft der Institutes for Advanced Studies (IAS) zeichnet sich durch eine Vielfalt an Funktionen, Formen und Strukturen aus. IAS haben sich seit ihren Anfängen weltweit von einer Ausnahme zu einem markanten und selbstverständlichen Institutionentyp des Wissenschaftssystems entwickelt. Befördert wurde das dynamische Wachstum hierzulande insbesondere durch die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder, die der Gründung universitätsbasierter IAS zu einem Aufschwung verhalf. Die bloße Zunahme an IAS und ihre institutionelle Vielfalt betrachtet der Wissenschaftsrat nicht als problematisch. „Es gibt nicht das eine Modell, die Best Practice etwa als Blaupause für eine Neugründung“, sagt Wagner. Allerdings sollten sich IAS vorrangig auf ihre Kernaufgabe konzentrieren: großzügig bereitgestellte Zeit für freie Forschung unter besten Arbeitsbedingungen in einem anregenden intellektuellen Umfeld. Diesen Kern gilt es zu bewahren und weiterzuentwickeln. „IAS sind vielfach aufgefordert, den Dialog mit Gesellschaft und Öffentlichkeit stärker in den Mittelpunkt zu rücken oder einen Schutzraum für gefährdete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu bieten. Diese Ziele haben ihre Berechtigung. Damit werden jedoch vielfältige Erwartungen an IAS erzeugt, dem sie nur durch eine sehr bewusste Gestaltung ihrer Aktivitäten begegnen können“, betont Wagner. IAS brauchen programmatische und finanzielle Handlungsautonomie, um die ihnen zugedachte Rolle im Wissenschaftssystem wahrnehmen zu können.

Eine Perspektive für das Institute for Advanced Sustainability (IASS)

Nach mehr als zehn Jahren Projektförderung soll das Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) eine konkrete institutionelle Entwicklungsperspektive erhalten. Dafür hat sich der Wissenschaftsrat in seiner jüngsten Stellungnahme zu diesem Institut ausgesprochen, das sich der wissenschaftlichen Begleitung des gesellschaftlichen Wandels hin zu einer Stärkung von Nachhaltigkeit verschrieben hat. „Um die Nachhaltigkeits- und Klimaschutzziele erreichen zu können, auf die sich Deutschland verpflichtet hat, müssen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eng zusammenarbeiten. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass wissenschaftliche Erkenntnisse etwa über die Ursachen des Klimawandels allein nicht ausreichen, um politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformationen anzustoßen und voranzutreiben. Wir müssen auch die Voraussetzungen und Prozesse erfolgreichen Wandels besser verstehen. Hierzu leistet das IASS einen wichtigen Beitrag“, erläutert Wagner die Bedeutung des Instituts.

Forschungsbauten – exzellente Vorhaben bei steigenden Kosten und begrenzten Mitteln

Auch auf den diesjährigen Frühjahrssitzungen hat der Wissenschaftsrat wie alljährlich eine Förderempfehlung für Forschungsbauten von Bund und Ländern verabschiedet. Von den neun vorliegenden Anträgen für die Förderphase 2022 werden acht im Umfang von 363 Millionen Euro zur Förderung empfohlen. Sie zeichnen sich alle durch herausragende Qualität aus. „Es bleibt zu hoffen, dass Bund und Länder bei deutlich steigenden Baukosten dem bestehenden Bedarf auch weiterhin gerecht werden können. Wir würden es begrüßen, wenn die Länder trotz der steigenden Staatsverschuldung aufgrund der Pandemie weiterhin exzellente Vorhaben ihrer Hochschulen fördern und dem Wissenschaftsrat zur Begutachtung vorlegen,“ so Wagner. Denn: „Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Hochschulen.“

Verfahren der Institutionellen (Re-)Akkreditierung

Der Wissenschaftsrat hat außerdem drei Verfahren der Institutionellen Akkreditierung beraten: Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Alfter; CBS International Business School, Köln; Hochschule Weserbergland, Hameln.

Zu den Empfehlungen und Stellungnahmen