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Institutes for Advanced Studies (IAS) in Deutschland – Orte für Freiräume in einem dynamischen Wissenschaftssystem

Wissenschaftsrat empfiehlt Fokussierung der Aktivitäten, noch mehr Diversität in der Fellow-Auswahl und eine stärkere europäische Verankerung

Ausgabe 09 | 2021
Datum 26.04.2021

Die heutige Landschaft der Institutes for Advanced Studies (IAS) zeichnet sich durch eine Vielfalt an Funktionen, Formen und Strukturen aus. IAS haben sich seit ihren Anfängen weltweit von einer Ausnahme zu einem markanten und selbstverständlichen Institutionentyp des Wissenschaftssystems entwickelt. Befördert wurde das dynamische Wachstum hierzulande insbesondere durch die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder, die der Gründung universitätsbasierter IAS zu einem Aufschwung verhalf.

Die bloße Zunahme an IAS und ihre institutionelle Vielfalt betrachtet der Wissenschaftsrat nicht als problematisch. „Es gibt nicht das eine Modell, die Best Practice etwa als Blaupause für eine Neugründung“, sagt die Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Dorothea Wagner. Allerdings sollten sich IAS vorrangig auf ihre Kernaufgabe konzentrieren: großzügig bereitgestellte Zeit für freie Forschung unter besten Arbeitsbedingungen in einem anregenden intellektuellen Umfeld. Diesen Kern gilt es zu bewahren und weiterzuentwickeln. „IAS sind vielfach aufgefordert, den Dialog mit Gesellschaft und Öffentlichkeit stärker in den Mittelpunkt zu rücken oder einen Schutzraum für gefährdete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu bieten. Diese Ziele haben ihre Berechtigung. Damit werden jedoch vielfältige Erwartungen an IAS erzeugt, dem sie nur durch eine sehr bewusste Gestaltung ihrer Aktivitäten begegnen können“, betont Wagner.

Der Wissenschaftsrat bestärkt die IAS in Deutschland nachdrücklich darin, unterschied­liche Perspektiven einzubeziehen und damit noch diverser zu werden. Zwar sind sie bereits auf einem guten Weg, mehr hochqualifizierte Frauen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer frühen Karrierephase zu gewinnen. Darüber hinaus sollten aber auch Wissenschaftlerinnen und Forscher aus großen Weltregionen wie dem globalen Süden gezielt in den Blick genommen werden. Innerhalb Europas gilt es, besonders die osteuropäischen Länder anzusprechen.

Der zentrale Schlüssel, um ein hohes Maß an Qualität und Perspektivenvielfalt zu gewährleisten, ist ein transparentes Auswahlverfahren und ein prinzipiell offener Zugang. Insofern begrüßt der Wissenschaftsrat nachdrücklich, dass die Auswahlverfahren und Entscheidungswege in den letzten Jahren zunehmend überprüft und im Sinne der Transparenz weiterentwickelt wurden.

IAS brauchen programmatische und finanzielle Handlungsautonomie, um die ihnen zugedachte Rolle im Wissenschaftssystem wahrnehmen zu können. Unabhängig von Profil und Trägerschaft eines IAS muss sichergestellt sein, dass es in der strategischen Ausrichtung und inhaltlichen Gestaltung des Programms sowie in der Auswahl seiner Fellows selbstständig agieren kann. „Wir sehen zudem die Chance, IAS insbesondere auf europäischer Ebene stärker zu verankern“, erklärt Wagner. Die Vertiefung bereits bestehender Netzwerkstrukturen und zudem der Aufbau von institutionalisierten europäischen Strukturen könnten wichtige Schritte auf dem Weg dahin sein.