Vier Entscheidungen im Verfahren der Institutionellen Akkreditierung
Ausgabe 06 | 2022
Datum 24.01.2022
Auf seinen Wintersitzungen hat der Wissenschaftsrat vier Verfahren der Institutionellen Akkreditierung beraten. Die Ergebnisse im Einzelnen:
Die Theologische Hochschule Ewersbach, Dietzhölztal, wird vom Wissenschaftsrat unter Auflagen für fünf Jahre reakkreditiert.
Die Theologische Hochschule Ewersbach (THE) mit Sitz im hessischen Dietzhölztal ist seit 2011 als Hochschule für angewandte Wissenschaften staatlich anerkannt. Im Jahr 2016 wurde die Hochschule erstmals vom Wissenschaftsrat für fünf Jahre akkreditiert. Sie bietet ihren 64 Studierenden einen Bachelor- und einen Masterstudiengang in Evangelischer Theologie an. Im Sommersemester 2021 wurden acht hauptberufliche Professorinnen und Professoren mit einem Stellenumfang von 7,55 VZÄ (Vollzeitäquivalenten) beschäftigt.
Die THE hat ihre Transformation von einer kircheninternen Ausbildungsstätte zur Hochschule aus Sicht des Wissenschaftsrats erfolgreich fortgesetzt. Die Governancestruktur der Hochschule ist weitgehend hochschuladäquat. Erforderlich ist allerdings, dass die Zusammensetzung und Aufgaben des Vertrauensrats sowie die Deputatsnachlässe für Mitglieder der Hochschulleitung schriftlich kodifiziert werden. Zudem muss der Senat das Recht erhalten, der Berufungsliste zuzustimmen, bevor diese an den Träger weitergereicht wird. Die Berufungsverfahren sind abgesehen von kleineren Anpassungserfordernissen wissenschaftsadäquat. Der Wissenschaftsrat empfiehlt dem Träger, die befristete Anstellung der Professorinnen und Professoren zu überdenken, da dies ihre wissenschaftliche Unabhängigkeit gegenüber dem Träger einschränken kann. Die Hochschule bietet eine zeitgemäße räumliche und technische Ausstattung und gewährleistet eine adäquate Versorgung mit Fachliteratur. Gewürdigt werden der Ausbau von Kooperationen in Lehre und Forschung insbesondere im ökumenischen Bereich, ein gutes Betreuungsverhältnis sowie angemessene Rahmenbedingungen für die Forschung. Kritisch sieht der Wissenschaftsrat allerdings, dass die Hochschule ab 2022 gänzlich auf wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verzichten will.
Der Wissenschaftsrat verbindet seine Reakkreditierungsentscheidung mit Auflagen zur Governance, zum Berufungsverfahren und zur Kodifizierung von Deputatsreduktionen.
Hintergrundinformation zur Theologischen Hochschule Ewersbach, Dietzhölztal (24. Januar 2022)
Die Wilhelm Büchner Hochschule, Darmstadt, wird vom Wissenschaftsrat unter Auflagen für fünf Jahre reakkreditiert.
Die Wilhelm Büchner Hochschule (WBH) mit Sitz in Darmstadt wurde 1996 gegründet und 2001 vom Land Hessen als private Hochschule staatlich anerkannt. Im Jahr 2016 wurde die Hochschule erstmals für fünf Jahre vom Wissenschaftsrat akkreditiert. Die WBH bietet insgesamt 40 Fernstudiengänge im technischen Bereich an, darunter deutschsprachige Bachelor- und Masterstudiengänge sowie MBA-Programme. Im Jahr 2021 studierten an der WBH rd. 6.500 Personen. Hauptberufliche Professorinnen und Professoren waren im selben Jahr im Umfang von 16,3 VZÄ (Vollzeitäquivalenten) beschäftigt.
Es ist der WBH seit ihrer Erstakkreditierung gelungen, sich positiv weiterzuentwickeln. Mit ihren praxisorientierten Bachelor- und Masterangeboten wird sie ihrem institutionellen Anspruch als Hochschule für angewandte Wissenschaften gut gerecht. Die Leitungs- und Selbstverwaltungsstrukturen der WBH sind mit Ausnahmen hochschuladäquat ausgestaltet. Die Ausstattung der WBH mit hauptberuflich an der Hochschule tätigen Professorinnen und Professoren erfüllt die Anforderungen des Wissenschaftsrats an den akademischen Kern einer Hochschule mit Masterangeboten. Mit Blick darauf, dass die Hochschule jedoch plant, zahlreiche neue Fernstudiengänge einzurichten, muss der Umfang des hauptberuflichen professoralen Personals der Hochschule allerdings wie geplant aufwachsen. Der Stellenwert der Forschung wird dem institutionellen Anspruch der WBH gerecht. Der Zugriff auf digitale Fachliteratur ist aber auf Basis der derzeit bestehenden Lizenzen insbesondere für die Forschung nicht ausreichend.
Der Wissenschaftsrat verbindet seine Akkreditierungsentscheidung mit Auflagen zur Grundordnung, zur Personalausstattung und zur Literaturversorgung.
Hintergrundinformation zur Wilhelm Büchner Hochschule, Darmstadt (24. Januar 2022)
Die Hochschule Fresenius, Heidelberg, wird vom Wissenschaftsrat unter Auflagen für fünf Jahre reakkreditiert.
Die Hochschule Fresenius Heidelberg hat im September 2012 als „Hochschule für Internationales Management Heidelberg“ ihren Studienbetrieb aufgenommen. Im selben Jahr wurde sie durch das Land Baden-Württemberg staatlich anerkannt. Der Wissenschaftsrat hat die Hochschule im Jahr 2017 erstmals für drei Jahre akkreditiert. Ihr Studienangebot umfasst neun Bachelorstudiengänge in den Bereichen Management, Psychologie und Soziale Arbeit sowie einen Masterstudiengang „Digital Business Management & Strategy“. Im Wintersemester 2020/21 waren an der Hochschule rd. 540 Studierende eingeschrieben. Die Hochschule beschäftigt 19 hauptberufliche Professorinnen und Professoren mit einem Stellenumfang von 17,11 Vollzeitäquivalenten (VZÄ).
Der Hochschule ist es seit der Institutionellen Erstakkreditierung gelungen, sowohl ihr Profil neu auszurichten als auch ihr Studienangebot auszubauen. Wie die steigenden Studierendenzahlen belegen, konnte sie ihre Position als Bildungsanbieterin in der Metropolregion Rhein-Neckar festigen. Das Verhältnis zwischen Hochschule und Trägereinrichtung sowie Betreibern ist insgesamt ausgewogen gestaltet und sichert die akademische Freiheit der Hochschule und ihrer Mitglieder. Die Zusammensetzung des Senats entspricht hinsichtlich der Gewährleistung einer professoralen Mehrheit noch nicht den Ansprüchen des Wissenschaftsrats. Nach der Institutionellen Erstakkreditierung hat die Hochschule ihr Studienangebot entsprechend ihrer Neuausrichtung weiterentwickelt. Allerdings ist der Studiengang Soziale Arbeit bislang noch nicht ausreichend mit fachlich einschlägigem Personal ausgestattet. Im Bereich Forschung hat die Hochschule angemessene strukturelle Grundlagen geschaffen, ihre Forschungsleistungen muss sie aber steigern.
Der Wissenschaftsrat verbindet seine Reakkreditierungsentscheidung mit Auflagen zur Governance, zur professoralen Personalausstattung sowie zur Forschung.
Hintergrundinformation zur Hochschule Fresenius, Heidelberg (24. Januar 2022)
Die Hochschule Macromedia mit Hauptsitz in Stuttgart wird vom Wissenschaftsrat für fünf Jahre unter Auflagen reakkreditiert.
Die Hochschule Macromedia wurde 2006 als private Fachhochschule gegründet und staatlich anerkannt. An ihren acht Standorten in Berlin, Frankfurt am Main, Freiburg, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart waren im Wintersemester 2020/21 ca. 4.500 Studierende in 13 Bachelor- und Master-Studiengänge in den Bereichen Management, Kommunikation, Kunst, Design, digitale Technologien und Psychologie eingeschrieben. Zugleich beschäftigte die Hochschule 109 hauptberufliche Professorinnen und Professoren mit einem Stellenumfang von rd. 94 Vollzeitäquivalenten (VZÄ).
Der Wissenschaftsrat würdigt das Profil der Hochschule Macromedia als „Hochschule des digitalen Wandels“, die Anwendungsorientierung des Studienkonzepts, die nationalen und internationalen Kooperationen sowie das überzeugende Standortkonzept zur Koordinierung der acht Hochschulstandorte. Die Leitungs- und Selbstverwaltungsstrukturen der Hochschule sind mit Ausnahmen hochschuladäquat gestaltet. Seit der vorangegangenen Reakkreditierung hat die Hochschule Macromedia die Rahmenbedingungen für die Forschung verbessert, ein Desiderat bleiben jedoch die regelmäßigen zeitlichen Freiräume der Professorinnen und Professoren für die Forschung und das geringe Forschungsbudget. Verbesserungsbedarf sieht der Wissenschaftsrat auch bei der Auswahl externer Expertise in Berufungsverfahren, bei der Abdeckung der hauptberuflichen professoralen Lehre sowie der Ausstattung der Bibliothek und der psychologischen Testothek.
Die Reakkreditierung ist mit Auflagen zur Grundordnung, zur Lehrabdeckung und zur sächlichen Ausstattung verbunden.
Hintergrundinformation zur Hochschule Macromedia, Stuttgart (24. Januar 2022)