Vier Entscheidungen im Verfahren der Institutionellen Akkreditierung
Ausgabe 12 | 2022
Datum 02.05.2022
Auf seinen Frühjahrssitzungen hat der Wissenschaftsrat vier Verfahren der Institutionellen Akkreditierung beraten. Die Ergebnisse im Einzelnen:
Das Bard College Berlin wird vom Wissenschaftsrat unter Auflagen für die Dauer von zunächst fünf Jahren reakkreditiert. Bei fristgerechter Auflagenerfüllung verlängert sich der Reakkreditierungszeitraum auf zehn Jahre.
Das Bard College Berlin nahm im Jahr 2009 den Studienbetrieb auf, die Institutionelle Erstakkreditierung erfolgte im Januar 2017 für einen Zeitraum von fünf Jahren. Betreiberin der Hochschule ist das Bard College Annandale, ein US-amerikanisches Liberal Arts College mit Sitz in Annandale-on-Hudson, NY. Die Hochschule bietet zwei interdisziplinär angelegte, englischsprachige Bachelorstudiengänge im Vollzeitpräsenzformat an. Das fachliche Profil ist geistes- und sozialwissenschaftlich ausgerichtet. Im Wintersemester 2021/2022 waren an der Hochschule hauptberufliche Professorinnen und Professoren im Umfang von rund 16 Vollzeitäquivalenten (VZÄ) beschäftigt und rund 230 Studierende eingeschrieben.
Das Bard College Berlin stellt als einziges eigenständiges Liberal Arts College eine Besonderheit in der deutschen Hochschullandschaft dar. Der Wissenschaftsrat würdigt, dass es seinen eigenen Ansprüchen vollumfänglich gerecht wird. Dies äußert sich u. a. in der gelingenden Interdisziplinarität und Internationalität, der Lehre in Kleingruppen sowie der Förderung von künstlerisch-musischen Kompetenzen und gesellschaftlichem Engagement der Studierenden. Governancestruktur und Binnenorganisation sind weitgehend hochschuladäquat, es fehlt aber in der Hochschulsatzung bislang eine konkrete Regelung dazu, wie die Mitglieder der akademischen Hochschulleitung unter Mitwirkung des akademischen Senats abberufen werden können. Die Berufungsverfahren verlaufen in der Praxis vollständig wissenschaftsgeleitet, die Berufungsordnung muss jedoch geringfügig angepasst werden. Die Hochschule weist eine sehr günstige Betreuungsrelation auf, die fachliche und außerfachliche Betreuung der Studierenden überzeugt. Die Forschungsleistung bewegt sich auf universitärem Niveau.
Der Wissenschaftsrat verbindet seine Entscheidung zur Reakkreditierung mit Auflagen zur Grund- und Berufungsordnung sowie verschiedenen Empfehlungen für eine weiterhin positive Entwicklung der Hochschule.
Hintergrundinformation zum Bard College, Berlin (2. Mai 2022)
Die CODE University of Applied Sciences, Berlin, wird vom Wissenschaftsrat unter Auflagen für fünf Jahre akkreditiert.
Die CODE University of Applied Sciences (CODE) wurde im Jahr 2017 gegründet und befristet staatlich anerkannt. Trägerin der Hochschule ist die CODE Education GmbH. Mit ihren Studienangeboten fokussiert sich die CODE auf digitale Technologien im Kontext von Wirtschaft und Gesellschaft. Sie bietet die drei Bachelorstudiengänge „Software Engineering“, „Interaction Design“ und „Product Management“ an. Im Wintersemester 2021/2022 waren 580 Studierende an der Hochschule eingeschrieben und elf hauptberuflich tätige Professorinnen und Professoren im Umfang von 10,5 Vollzeitäquivalenten (VZÄ) beschäftigt.
Die CODE hat sich mit ihrem projektbasierten Lehr-/Lernkonzept erfolgreich am Markt positioniert und ein innovatives Studienangebot geschaffen, das sich von klassischen Informatik-Studiengängen abhebt. Die Lehrformate und die Zielgruppen der CODE könnten nach Ansicht des Wissenschaftsrats noch besser aufeinander abgestimmt werden. Das Verhältnis zwischen Hochschule und Trägereinrichtung ist insgesamt ausgewogen gestaltet und sichert die akademische Freiheit der Hochschule und ihrer Mitglieder. Die Governance ist weitgehend hochschuladäquat, entspricht aber mit Blick auf die Gewährleistung einer professoralen Mehrheit im Akademischen Senat noch nicht den Anforderungen des Wissenschaftsrats. Mit ihrer professoralen Ausstattung erfüllt die Hochschule die Mindestanforderung an eine Hochschule mit drei Bachelorprogrammen. Ihrem Anspruch, ein intensiv betreutes, projektbasiertes Studium zu bieten, wird die CODE damit aber nur eingeschränkt gerecht. Nachdem der Fokus der noch jungen Hochschule bislang auf dem Aufbau der Organisations- und Lehrstrukturen gelegen hat, muss sie in den kommenden Jahren ihre Forschungsleistungen deutlich steigern, um ihrem institutionellen Anspruch als Hochschule für angewandte Wissenschaften gerecht zu werden.
Der Wissenschaftsrat verbindet seine Akkreditierungsentscheidung mit Auflagen zur Governance, zur professoralen Personalausstattung und zur Forschung.
Hintergrundinformation zur CODE University of Applied Sciences, Berlin (2. Mai 2022)
Die Fachhochschule Clara Hoffbauer Potsdam wird vom Wissenschaftsrat unter Auflagen für fünf Jahre akkreditiert.
Die Fachhochschule Clara Hoffbauer Potsdam (FHCHP) nahm ihren Betrieb im Jahr 2016 auf und ist unbefristet staatlich anerkannt. Trägerin der FHCHP ist die Evangelische Hochschule Potsdam gGmbH, Betreiberin ist die Hoffbauer-Stiftung. Die Hochschule bietet ihren 292 Studierenden (Stand: Wintersemester 2021/2022) vier duale, praxisintegrierte Studiengänge in den Bereichen Soziale Arbeit und Pädagogik mit einem künstlerisch-ästhetischen Profil an. Mit ihrem interdisziplinären Angebot möchte sie die Entwicklung neuer beruflicher Profile für elementarpädagogische und soziale Handlungsfelder fördern. Im Wintersemester 2021/2022 beschäftigte die FHCHP zehn hauptberufliche Professorinnen und Professoren mit einem Stellenumfang von rund 9 Vollzeitäquivalenten einschließlich Hochschulleitung.
Mit ihrem besonders profilierten Studienangebot kann sich die Hochschule überregional erfolgreich auf dem Bildungsmarkt positionieren. Dies dokumentiert eine über den ursprünglichen Erwartungen der FHCHP liegende Nachfrageentwicklung. Der Wissenschaftsrat würdigt zudem den überzeugend konzipierten Theorie-Praxis-Transfer des dualen Studienmodells. Das Verhältnis zwischen Trägerin und Hochschule ist weitgehend hochschuladäquat, dem Senat fehlt allerdings die Möglichkeit, in Abwesenheit des Vertreters der Trägerin, der qua Amt zu seinen Mitgliedern zählt, zu tagen und Beschlüsse zu fassen. Mit Blick auf eine ausgewogene Governance moniert der Wissenschaftsrat, dass der Senat nicht über das Recht verfügt, die Mitglieder des Präsidiums abzuberufen. Die Hochschule muss zudem zeitnah dafür sorgen, dass die Lehre in allen Studiengängen mindestens zur Hälfte durch professorales Personal abgedeckt wird.
Der Wissenschaftsrat verbindet seine Akkreditierungsentscheidung mit Auflagen zur Governance, zur professoralen Lehrabdeckung sowie zur schriftlichen Fixierung der Möglichkeit für Deputatsreduktionen.
Hintergrundinformation zur Fachhochschule Clara Hoffbauer Potsdam (2. Mai 2022)
Die Internationale Hochschule SDI München wird vom Wissenschaftsrat unter Auflagen für drei Jahre reakkreditiert.
Die Internationale Hochschule SDI München (SDI Hochschule) ist seit 2007 als Hochschule für angewandte Wissenschaften befristet staatlich anerkannt. Die erste Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat erfolgte im Jahr 2013. Die Reakkreditierung erfolgte 2016 für zunächst drei Jahre und nach Erfüllung von Auflagen für insgesamt fünf Jahre. Die SDI Hochschule bietet Bachelor- und Masterstudiengänge in den Bereichen Übersetzen und Dolmetschen, interkulturelle Kommunikation, Wirtschaft, digitale Medien sowie Sprachdidaktik an. Im Wintersemester 2021/2022 waren an der Hochschule 18 hauptberufliche Professorinnen und Professoren im Umfang von rund 14 Vollzeitäquivalenten beschäftigt und 303 Studierende eingeschrieben.
Der Wissenschaftsrat würdigt das praxisnahe und durch internationale Kooperationen unterlegte Studienangebot der Hochschule. Das Verhältnis zwischen Betreiberverein und Hochschule ist weitgehend ausgewogen gestaltet, wenn auch im Detail Verbesserungen vorzunehmen sind. Die Ausstattung mit hauptberuflichen Professorinnen und Professoren genügt den quantitativen Anforderungen und gewährleistet bezogen auf die Studierendenzahlen ein günstiges Betreuungsverhältnis. Erheblichen Verbesserungsbedarf sieht der Wissenschaftsrat im Bereich der Forschungsaktivitäten, die dem institutionellen Anspruch trotz angemessener Unterstützungsstrukturen nicht gerecht werden. Auch mit Blick auf die elektronische Literatur und Informationsversorgung müssen Verbesserungen vorgenommen werden.
Der Wissenschaftsrat verbindet seine Reakkreditierungsentscheidung mit Auflagen zur Governance, zur Forschung sowie zur Ausstattung der Bibliothek.
Hintergrundinformation zur Internationalen Hochschule SDI München (2. Mai 2022)