Fritz Bauer Institut erfolgreich evaluiert | Kleines Institut mit großer Leistung
Ausgabe 25 | 22
Datum 17.10.2022
Beeindruckende Leistungen in einem breiten Aufgabenspektrum bescheinigt der Wissenschaftsrat dem Fritz Bauer Institut. Mit geringer personeller Ausstattung gelingt es dem Institut, hochwertige Forschung und vielfältige Bildungsangebote eng miteinander zu verbinden. Die Forschung des Frankfurter Instituts zu nationalsozialistischen Gewaltverbrechen, vor allem zum Holocaust, sowie zum juristischen und gesellschaftlichen Umgang damit in der Zeit seit 1945 ist von überwiegend hervorragender Qualität.
Sie schließt relevante Forschungslücken etwa zur Zwangsarbeit im Nationalsozialismus und ist zugleich die Grundlage für vielfältige Bildungs- und Vermittlungsangebote, die sich an Schulen und die interessierte Öffentlichkeit richten. Hierzu gehören beispielsweise Ausstellungen, Führungen, Unterrichtsmaterialien und Fortbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte. „Forschung zum Holocaust und die Vermittlung eines kritischen Geschichtsbewusstseins sind auch noch heute und gerade in Deutschland von größter Bedeutung. Hierzu leistet das Fritz Bauer Institut einen wertvollen Beitrag, der künftig noch stärker international ausstrahlen sollte“, so die Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Dorothea Wagner. Der Wissenschaftsrat unterstützt das Institut daher in dem Vorhaben, sich wissenschaftlich noch intensiver zu vernetzen und die Ergebnisse der hochwertigen Grundlagenforschung vermehrt auch in englischer Sprache und in internationalen Fachzeitschriften zu publizieren.
Während der Covid19-Pandemie hat das Fritz Bauer Institut seine Vortragsveranstaltungen erstmals live und zum Abruf im Internet bereitgestellt. Aufgrund der enormen Resonanz empfiehlt der Wissenschaftsrat, dieses Angebot dauerhaft vorzuhalten. Dies setzt allerdings eine verbesserte Personalausstattung voraus. Überhaupt ist der Bildungs- und Vermittlungsbereich des Instituts besonders dünn besetzt. Es ist dem großen Engagement der Beschäftigten zu verdanken, dass dennoch umfangreiche und qualitativ hochwertige Leistungen auf diesem Gebiet erbracht werden.
Künftig sollten die entsprechenden Angebote noch stärker auf die divers zusammengesetzten jüngeren Zielgruppen, ihre Lebenserfahrungen und ihr Mediennutzungsverhalten zugeschnitten werden.
Der Wissenschaftsrat spricht sich dafür aus, die Anzahl der grundfinanzierten Stellen moderat aufzustocken und den Haushalt jährlich so zu erhöhen, dass mindestens die steigenden Personal- und Betriebskosten aufgefangen werden. Für dringend erforderlich hält er personelle Veränderungen im wissenschaftlichen Beirat. In diesen sollten künftig mehr jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus einem breiteren fachlichen Spektrum berufen werden.