Forschung an Hochschulen krisenfester machen | Wissenschaftsrat empfiehlt Strukturveränderungen in der Forschungsfinanzierung
Ausgabe 02 | 23
Datum 27.01.2023
Lange Jahre ist das Budget für Forschung an deutschen Hochschulen stetig gewachsen. Für die Zukunft kann davon nicht mehr selbstverständlich ausgegangen werden. Gleichzeitig sehen sich die Hochschulen mit erheblichen Kostensteigerungen konfrontiert. „Umso wichtiger ist es, die verfügbaren Mittel so einzusetzen, dass sie möglichst effektiv und effizient der Forschung dienen“, so die Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Dorothea Wagner.
Dies ist derzeit nicht der Fall, wie der Wissenschaftsrat in seinem Positionspapier zu den Strukturen der Forschungsfinanzierung analysiert. Denn das aktuelle System ist an seine Grenzen gekommen: Umfangreiche Mittel aus den Grundhaushalten der Hochschulen müssen dafür eingesetzt werden, die Durchführung unzureichend geförderter Drittmittelprojekte zu ermöglichen. Dies geht zu Lasten der Aufgaben der Grundfinanzierung, die der Wissenschaftsrat in seinem Positionspapier klar definiert.
Vor diesem Hintergrund tritt das wissenschaftspolitische Beratungsgremium von Bund und Ländern für eine Neujustierung von Grund- und Projektfinanzierung ein: Projektfinanzierung muss den tatsächlichen Ressourcenbedarf, der zur Durchführung der geförderten Projekte notwendig ist, möglichst weitgehend abdecken. Um dies zu realisieren, empfiehlt der Wissenschaftsrat unter anderem eine Ausweitung und Erhöhung der sogenannten Programmpauschalen und eine andere Praxis hinsichtlich der direkten Kosten und Folgekosten von Drittmittelprojekten, die Hochschulen aktuell übernehmen müssen. Auch sollen fortan Teuerungsausgleich und Tarifsteigerungen Berücksichtigung finden.
Empfehlungen zu begleitendem strategischem Handeln schließen sich an: Forschungsförderern werden Hinweise zur Gestaltung ihrer Förderportfolios gegeben, Hochschulleitungen zur Regelung der Verteilung von Mitteln für die Forschung in den Grundhaushalten. So will der Wissenschaftsrat sicherstellen, dass die Chancen, die sich durch eine Neujustierung von Grund- und Projektfinanzierung eröffnen, optimal genutzt werden.
In diesem Sinne blickt das Gremium zudem auf die administrativen und rechtlichen Rahmenbedingungen von Forschungsfinanzierung. Diese wissenschaftsfreundlich zu gestalten – sei es im Bereich der Projektverwaltung oder mit Blick auf das Umsatzsteuerrecht – dient der bestmöglichen Nutzung von Forschungsmitteln.
„Eine Neustrukturierung der Forschungsfinanzierung trägt dazu bei, dass an deutschen Hochschulen auch in schwierigen Zeiten weiter exzellente Forschung zum Wohl unserer Gesellschaft durchgeführt werden kann“, so Wagner.