Wolfgang Wick neuer Vorsitzender des Wissenschaftsrats | Ergebnisse der WR-Wintersitzungen (25.–27. Januar 2023)
Ausgabe 01 | 2023
Datum 30.01.2023
Auf seinen Wintersitzungen (25.–27. Januar 2023) hat der Wissenschaftsrat Wolfgang Wick zu seinem 22. Vorsitzenden ab 1. Februar 2023 gewählt. Der am Universitätsklinikum Heidelberg tätige Neuroonkologe übernimmt das Amt von Dorothea Wagner, deren Mitgliedschaft im Wissenschaftsrat nach acht Jahren endet. Weiterhin hat der Wissenschaftsrat ein Positionspapier zur Forschungsfinanzierung an Hochschulen verabschiedet und sich mit zwei Stellungnahmen zu Ressortforschungseinrichtungen beschäftigt: dem Max-Rubner-Institut (MRI) – Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, Karlsruhe, und dem Deutschen Zentrum für Altersfragen e.V. (DZA), Berlin. Ebenso wurde der neue Leitfaden der institutionellen Evaluation von Einrichtungen mit Ressortforschungsaufgaben des Bundes verabschiedet. Darüber hinaus hat der Wissenschaftsrat vier Verfahren der Institutionellen Akkreditierung bzw. Reakkreditierung nichtstaatlicher Hochschulen beraten.
Traditionell findet im Rahmen der Wintersitzungen ein Empfang beim Bundespräsidenten im Wechsel mit einem Empfang im Bundeskanzleramt statt. Auf den diesjährigen Januarsitzungen begrüßte Frau Staatsministerin Sarah Ryglewski die Mitglieder des Wissenschaftsrats in Vertretung von Bundeskanzler Olaf Scholz, der den Termin aus aktuellem Anlass nicht wahrnehmen konnte.
Zu den Sitzungsergebnissen im Einzelnen
Wahlen
Neben der Wahl des neuen Vorsitzenden gab es auch einen Wechsel an der Spitze der Wissenschaftlichen Kommission: Neue Vorsitzende ist Heike Solga, Professorin für Soziologie an der Freien Universität Berlin und Direktorin der Abteilung „Ausbildung und Arbeitsmarkt“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Stellvertretender Vorsitzender wurde Ferdi Schüth, Professor für Anorganische Chemie und Direktor des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung, Mülheim/Ruhr. Neuer Vertreter der Fachhochschulen ist zukünftig Christian Facchi, Forschungsprofessor für eingebettete und vernetzte Systeme an der Technischen Hochschule Ingolstadt.
Vorsitzende der Verwaltungskommission wurde Professorin Dr. Sabine Döring, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, als Vertreterin des Bundes. Markus Blume, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, ist weiterhin Vertreter der Länder und Professor Dr. Armin Willingmann, Minister in Sachsen-Anhalt für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt, wurde in seinem Amt als dessen stellvertretender Vorsitzender bestätigt.
Bericht der Vorsitzenden
In ihrem Bericht zu aktuellen Tendenzen im Wissenschaftssystem hat die Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Dorothea Wagner, in der Vollversammlung des Wissenschaftsrats erörtert, ob der Wettbewerb als dominanter Governance-Mechanismus an seine Grenzen gestoßen sei: Verfehlen wettbewerbliche Verfahren vor allem in Krisenzeiten die erwünschten Wirkungen oder ist die wettbewerbliche Orientierung des Wissenschaftssystems grundsätzlich in der Krise? „Wir müssen uns diesen Fragen mit neuer Ernsthaftigkeit stellen“, betonte die scheidende Vorsitzende, ließen sich doch ohne den Beitrag der Wissenschaft die dringlichen Transformationen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen nicht bewältigen. „Meinen Bericht möchte ich als einen ersten Impuls verstehen“, so die Vorsitzende weiter, „um eine Debatte über das herrschende Governance-Regime in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche anzustoßen“.
Forschung an Hochschulen krisenfester machen | Wissenschaftsrat empfiehlt Strukturveränderungen in der Forschungsfinanzierung
Lange Jahre ist das Budget für Forschung an deutschen Hochschulen stetig gewachsen. Für die Zukunft kann davon nicht mehr selbstverständlich ausgegangen werden. Gleichzeitig sehen sich die Hochschulen mit erheblichen Kostensteigerungen konfrontiert. „Umso wichtiger ist es, die verfügbaren Mittel so einzusetzen, dass sie möglichst effektiv und effizient der Forschung dienen“, so Wagner. Dies ist derzeit nicht der Fall, wie der Wissenschaftsrat in seinem Positionspapier zu den Strukturen der Forschungsfinanzierung analysiert. Denn das aktuelle System ist an seine Grenzen gekommen: Umfangreiche Mittel aus den Grundhaushalten der Hochschulen müssen dafür eingesetzt werden, die Durchführung unzureichend geförderter Drittmittelprojekte zu ermöglichen. Dies geht zu Lasten der Aufgaben der Grundfinanzierung, die der Wissenschaftsrat in seinem Positionspapier klar definiert.
Ernährungsforschung stärken! | Wissenschaftsrat empfiehlt Umstrukturierung des Max Rubner-Instituts
Der Wissenschaftsrat bescheinigt dem Max Rubner-Institut (MRI) gute Leistungen in der Lebensmittelforschung. Nachholbedarf sieht er dagegen bei der Ernährungsforschung, die das Institut ausbauen und um eine sozialwissenschaftliche Perspektive verstärken sollte. „Ernährung und Lebensmittel sind Themen von großer gesellschaftlicher Bedeutung“, erläutert Wagner. „Eine Einrichtung wie das MRI muss daher strukturell so aufgestellt sein, dass seine Forschungs- und Beratungsleistungen den Wandel zu einem nachhaltigen Ernährungssystem unterstützen können“. Hierzu empfiehlt der Wissenschaftsrat dem Institut eine Umstrukturierung sowie eine stärkere Vernetzung mit anderen Einrichtungen der Ernährungsforschung, auch auf europäischer und internationaler Ebene.
Wichtige Stimme der Alters- und Alternsforschung | Das Deutsche Zentrum für Altersfragen braucht stärkere Vernetzung und mehr Gestaltungsspielräume
Dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) gelingt die anspruchsvolle Verbindung von Altersforschung und Politikberatung sehr gut und in hoher Qualität. Von herausragender Bedeutung für die sozial- und verhaltenswissenschaftliche Altersforschung in Deutschland und darüber hinaus sind die Forschungsinfrastrukturleistungen des DZA. Das gilt insbesondere für die hochwertige Langzeitstudie „Deutscher Alterssurvey“ (DEAS), die Arbeit des Forschungsdatenzentrums und die Altersberichterstattung. Zu diesem Ergebnis kommt der Wissenschaftsrat in seiner Stellungnahme und würdigt die insgesamt sehr positive Entwicklung des Instituts seit der letzten Evaluation im Jahr 2008.
Verfahren der Institutionellen Akkreditierung
Zudem wurden vier Verfahren der Institutionellen Akkreditierung beraten (Hochschule der bildenden Künste (HBK), Essen; Hochschule für Künste im Sozialen, Ottersberg; SRH Wilhelm Löhe Hochschule, Fürth; ESAB Fachhochschule für Sport und Management, Potsdam).