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Heterogene Dynamik der hochschulischen Qualifizierung für Gesundheitsfachkräfte

Ausgabe 13 | 2022
Datum 31.05.2022

Zehn Jahre nach den „Empfehlungen zu hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitswesen“ des Wissenschaftsrats fasst die „HQGplus-Studie zu Hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitssystem – Update“ erstmals die Situation der hochschulischen Qualifizierung von Gesundheitsfachpersonen in Deutschland quantitativ und qualitativ zusammen.

Im Zentrum der Erhebung stehen dabei die hochschulischen Qualifizierungswege für Hebammen, Pflege- und Therapieberufe mit Verantwort­lich­keiten und unmittelbaren Tätigkeiten an Patientinnen und Patienten bzw. Klientinnen und Klienten.

Im Ergebnis haben sich das Bachelorstudienangebot mit patienten‑ bzw. klientennahem Qualifikationsziel und die Studierendenzahlen in allen betrachteten Gesundheitsfach­berufen erkennbar weiterentwickelt. Im Vergleich dazu ist das Masterstudienangebot mit patienten‑ bzw. klientennahem Qualifikationsziel mit deutschlandweit 20 Studiengängen in 2019 sehr gering. In der fachspezifischen Betrachtung zeigen sich seit 2012 unterschiedliche Entwicklungsdynamiken. Das schlägt sich u.a. in unterschiedlichen Akademisierungsquoten nieder: Die Spanne reicht von 3,2 Prozent eines Ausbildungsjahrgangs für die Pflegewissenschaften bis zu 53,2 Prozent bei den Hebammenwissenschaften, bezogen auf alle Studienformate im Jahr 2019. Die für die Entwicklung der Disziplinen und den Auf- und Ausbau genuiner Forschungsaktivitäten benötigten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind noch nicht in ausreichender Zahl vorhanden und strukturierte Nachwuchsförderprogramme nicht flächendeckend etabliert. Deutsche Hochschulen sind in den Hebammen-, Pflege- und Therapiewissenschaften bislang allenfalls punktuell an internationalen Forschungsprojekten und Konsortien beteiligt.

Die Absolvierenden der patienten- und klientennahen Bachelorstudiengänge nehmen im Untersuchungszeitraum 2017–2019 zu einem weit überwiegenden Teil (70 Prozent) direkt nach ihrem Studienabschluss eine Tätigkeit in der unmittelbaren Gesundheitsversorgung auf, während sich 25 Prozent für ein weiteres Studium entscheiden. Der Anteil von hochschulisch qualifizierten Gesundheitsfachpersonen in der Versorgungspraxis ist insgesamt mit geschätzt nur einem Prozent sehr gering. Spezifische Rollen und Aufgabenfelder für hochschulisch Qualifizierte im Miteinander mit fachschulisch qualifiziertem Gesundheitsfachpersonal und anderen Gesundheitsberufen sind bislang kaum entwickelt und in nur wenigen Einrichtungen in unterschiedlicher Ausprägung etabliert.

Die HQGplus-Studie wurde im Zuge der Nachverfolgung der Empfehlungen zu hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitswesen (2012) mit Unterstützung der Else Kröner-Fresenius-Stiftung, Heinz Nixdorf Stiftung und Robert Bosch Stiftung durchgeführt. Die HQGplus-Studie umfasst Daten zur quantitativen und qualitativen Entwicklung gesundheitsbezogener Studienangebote, zum Ausbau der Forschung und der wissenschaftlichen Karrierewege im Sinne der wissenschaftlichen Disziplinbildung sowie zur Berufsfeldpraxis hochschulisch qualifizierter Gesundheitsfachpersonen.
Mit diesem Studienbericht knüpft die Geschäftsstelle des Wissenschaftsrats an andere quantitative Untersuchungen an, mit denen in unregelmäßiger Folge strukturelle Entwicklungen im Hochschul- und Wissenschaftssystem kenntlich gemacht werden.