Gesundheits(fach)berufe
Mit seiner Empfehlung zu den „Perspektiven für die Weiterentwicklung der Gesundheitsfachberufe (2023)“ trägt der Wissenschaftsrat den Herausforderungen im Gesundheitssystem Rechnung. Hierzu zählen gesellschaftliche und technische Entwicklungen, Fachkräfteengpässe bzw. Fachkräftemangel, eine zunehmende Verlagerung stationärer diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen in den ambulanten Bereich sowie auch die Finanzierung von Versorgungsleistungen im ökonomischen Wettbewerb. Dies führt nicht nur zu einer erhöhten Nachfrage an Versorgungsleistungen, sondern auch zu qualitativ veränderten – komplexeren und spezifischeren – Versorgungsbedarfen, womit auch die Anforderungen an die Gesundheitsfachberufe steigen.
Diese Entwicklung ist keineswegs neu. Bereits 2012 wurden in den Empfehlungen des Wissenschaftsrats die Chancen ausgeführt, die vor dem Hintergrund der genannten Herausforderungen in einer Akademisierung der Gesundheitsfachberufe liegen. Eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Gesundheitsfachberufe ist die wissenschaftliche Disziplinenentwicklung, deren Entwicklung - so der WR - bechleunigt und durch gezielte Maßnahmen unterstützt werden solle.
Empfohlen wird...
- bereits bestehende Instrumente und Maßnahmen zur Förderung von Forschung und wissenschaftlichem Nachwuchs zu nutzen und zu erweitern sowie
- tragfähige Strukturen insbesondere für die Forschung zu schaffen und hier auch neue Wege zu beschreiten. Hierzu zählt insbesondere die Einrichtung und Förderung von Zentren für Forschung, Lehre und Versorgungssteuerung.
- Aufgrund ihrer forschungsnahen Versorgungsumgebung und ihrem Zugang zur Patientenversorgung hält der Wissenschaftsrat ebenso eine stärkere Beteiligung der Universitätsmedizin/Universitäten am Prozess der Akademisierung von Gesundheitsfachberufen für zielführend.
- Gleichzeitig ist es notwendig, berufliche Zielpositionen für hochschulisch qualifizierte Gesundheitsfachpersonen zu entwickeln und dadurch Karrierewege in Versorgung und Wissenschaft aufzuzeigen.
HQGplus-Studie
Die Empfehlung zu den „Perspektiven für die Weiterentwicklung der Gesundheitsfachberufe“ rekurriert auf die „HQGplus-Studie zu Hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitssystem – Update“, deren Ergebnisse im Frühjahr 2022 veröffentlicht wurden.
Mit diesem Studienbericht knüpft die Geschäftsstelle des Wissenschaftsrats an andere quantitative Untersuchungen an, mit denen in unregelmäßiger Folge strukturelle Entwicklungen im Hochschul- und Wissenschaftssystem kenntlich gemacht werden.
Im Zentrum stehen die hochschulischen Qualifizierungswege für Hebammen sowie Pflege- und Therapieberufe mit Verantwortlichkeiten und unmittelbaren Tätigkeiten an Patientinnen und Patienten bzw. Klientinnen und Klienten. Die HQGplus-Studie setzt sich aus einer Hochschulbefragung sowie einer Befragung von Versorgungseinrichtungen (Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen) zusammen, die Aufschluss über den Einsatz hochschulisch qualifizierten Gesundheitsfachpersonen in der patienten- bzw. klientennahmen Versorgung geben. Darüber hinaus gehen Experteninterviews der Frage nach, wo spezielle Treiber oder aber auch Barrieren wissenschaftlicher Disziplinbildung bzw. -entwicklung zu finden sind.
Gefördert wurde die Studie von der Robert Bosch Stiftung, der Heinz Nixdorf Stiftung und der Else Kröner-Fresenius-Stiftung. Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (DIP) führte die Befragungen im Auftrag des Wissenschaftsrats durch.
Ansprechperson
Dr. Beatrix Schwörer
Tel. +49 221-3776-266
schwoerer@wissenschaftsrat.de