Wissenschaftsrat

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Drei Entscheidungen im Verfahren der Institutionellen Akkreditierung

Ausgabe 14 | 2019
Datum 13.05.2019

Auf seinen Frühjahrssitzungen hat der Wissenschaftsrat drei Verfahren der Institutionellen Akkreditierung beraten, darunter die Evangelische Hochschule Tabor, die Berlin International University of Applied Sciences sowie die HSBA Hamburg School of Business Administration. Die Ergebnisse im Einzelnen:

Die Evangelische Hochschule Tabor, Marburg, wird vom Wissenschaftsrat für die Dauer von fünf Jahren mit Auflagen reakkreditiert.

Die Evangelische Hochschule Tabor (EH Tabor) geht auf eine 1909 gegründete Bildungs­einrichtung des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbandes zurück. Sie wurde 2010 als Hochschule für Angewandte Wissenschaften vom Land Hessen, derzeit befristet bis Ende 2019, staatlich anerkannt. Die Hochschule bietet ihren 185 Studierenden Bachelor- und Masterstudiengänge in den Bereichen Evangelische Theologie, Soziale Arbeit, Gemeindepraxis sowie Religion und Psychotherapie an. Kennzeichnend für die Hochschule ist ihr reformatorisch-pietistisches Profil. Die EH Tabor verfügt neben ihrem Hauptsitz in Marburg seit 2017 über einen weiteren Standort in Berlin, den sie in Kooperation mit der Theologisches Studienzentrum Berlin gGmbH betreibt.

Nach Auffassung des Wissenschaftsrats wird die EH Tabor ihrem Anspruch, eine wissenschaftlich fundierte und zugleich praxisnahe Ausbildung zu bieten, weiterhin gut gerecht und treibt ihre Entwicklung hin zu einer bekenntnisgebundenen Hochschule mit breiterem fachlichen Spektrum kontinuierlich voran. Die in diesem Zusammenhang erfolgte Gründung des Standorts in Berlin ist insgesamt trotz zu beanstandender Einzelaspekte aus inhaltlichen Erwägungen nachvollziehbar. Die Leitungs- und Organisationsstrukturen der EH Tabor werden den Anforderungen des Wissenschaftsrats weitgehend gerecht, dennoch sind zur Stärkung der akademischen Selbstverwaltung noch Änderungen an der Grundordnung erforderlich. In Forschung und Lehre erbringt die Hochschule solide Leistungen und bietet insgesamt gute Rahmenbedingungen, wobei die großzügigen zeitlichen Freiräume für die Forschung der Professorinnen und Professoren hervorzuheben sind. Der Umfang des hauptberuflichen professoralen Personals der EH Tabor wird insgesamt knapp den Anforderungen des Wissenschaftsrats an den akademischen Kern einer Hochschule mit Masterangeboten gerecht, allerdings werden in Einzelfällen professorale Kapazitäten durch außerhochschulische Aufgaben gebunden. Die EH Tabor verfügt über angemessen ausgestattete Räumlichkeiten und bietet eine sehr gute Literaturversorgung.

Seine Reakkreditierungsentscheidung verbindet der Wissenschaftsrat mit Auflagen zu verschiedenen Aspekten des Standortaufbaus in Berlin, zur Governance, zur Abdeckung der Lehre durch Professorinnen und Professoren sowie zur professoralen Aufgabengestaltung.

Hintergrundinformation zur Evangelischen Hochschule Tabor, Marburg


Die Berlin International University of Applied Sciences wird vom Wissenschaftsrat für die Dauer von fünf Jahren mit Auflagen akkreditiert.

Die Berlin International University of Applied Sciences (BI) ist eine im Jahr 2014 gegründete und seither befristet staatlich anerkannte Fachhochschule. Sie ging aus dem ersten europäischen Filialcampus der Bahçeşehir-Universität Istanbul hervor, der 2012 in Berlin eröffnet wurde. Ihren rd. 190 Studierenden bietet sie fünf Bachelorstudiengänge in den Fachbereichen Design und Wirtschaftswissenschaften an.

Der Wissenschaftsrat würdigt, dass sich die BI in kurzer Zeit als Fachhochschule mit Bachelorstudiengängen adäquat entwickeln konnte. Die Internationalität ist als ein zentrales Profilmerkmal der Hochschule sehr stark ausgeprägt. Die Leitungs‑ und Selbstverwaltungsstrukturen sind noch nicht in allen Bereichen hochschuladäquat ausgestaltet. Der Umfang des hauptberuflichen professoralen Personals entspricht in der Summe den Anforderungen des Wissenschaftsrats. Es sind jedoch noch nicht für alle relevanten Fachrichtungen Professorinnen und Professoren an der BI beschäftigt. Angesichts des noch jungen Alters der Hochschule haben sich die Bereiche Forschung und künstlerische Gestaltung bislang adäquat entwickelt. Für eine Hochschule mit einem Schwerpunkt im gestalterischen Bereich sind die Werkstätten räumlich und personell noch nicht ausreichend ausgestattet. Die Literaturversorgung im Bereich der Fachdatenbanken und weiterer elektronischer Ressourcen ist für eine Hochschule dieser Größe sehr umfangreich.

Der Wissenschaftsrat verbindet die Akkreditierungsentscheidung mit Auflagen zur Governance, zur Personalausstattung sowie zur Weiterentwicklung der Werkstätten.

Hintergrundinformation zur Berlin International University of Applied Sciences


Die HSBA Hamburg School of Business Administration wird vom Wissenschaftsrat für die Dauer von fünf Jahren mit Auflagen reakkreditiert

Die HSBA wurde 2004 als Fachhochschule gegründet. Der Wissenschaftsrat hat sie 2009 akkreditiert und 2013 bereits erstmals reakkreditiert. 2017 erfolgte ein Wechsel der Betreiberin: die HSBA-Stiftung übernahm die Anteile der Handelskammer Hamburg. Ihren rd. 1.000 Studierenden bietet die Hochschule anwendungsorientierte betriebswirtschaftliche Studiengänge. In Lehre und Forschung werden Schwerpunkte auf die Themen Maritime Wirtschaft, Familienunternehmen, Mittelstand, Wirtschaftsethik und Digitalisierung gelegt.

Die HSBA hat sich seit der Reakkreditierung 2013 solide entwickelt. Sowohl die dualen Bachelorstudiengänge als auch die berufsbegleitenden Masterstudiengänge finden am Markt Anklang. Die wachsende Studierendenzahl sowie die zunehmende Ausstattung mit Professuren belegen dies. Beeindruckend ist das Netzwerk von 250 Partnerunternehmen, mit dem die HSBA ihr duales Profil unterstreicht. Die Lösung von der Handelskammer Hamburg als ehemaliger Betreiberin ist noch nicht in Gänze vollzogen. So wird die Literatur- und Informationsversorgung derzeit noch von der Commerzbibliothek der Handelskammer bereitgestellt. Eine nachhaltige Lösung steht aus. Kritisch sieht der Wissenschaftsrat insbesondere die Rolle der Geschäftsführerin bzw. des Geschäftsführers und der Direktoren im Leitungs- und Weisungssystem der Hochschule. Ihnen fallen teilweise Entscheidungskompetenzen in akademischen Angelegenheiten zu, obwohl sie akademisch nicht legitimiert sind. Das vertragliche Lehrdeputat der Professorinnen und Professoren fällt zu hoch aus. Die Hochschule konnte nicht in allen Studiengängen garantieren, dass die Lehre überwiegend durch Professorinnen und Professoren geleistet wird.

Der Wissenschaftsrat verbindet die Reakkreditierungsentscheidung mit Auflagen zur Governance, zur Lehre durch Professorinnen und Professoren, zu deren Lehrdeputat, zum Gleichstellungskonzept sowie zur Informations- und Literaturversorgung.

Hintergrundinformation zur HSBA Hamburg School of Business Administration